Art Guerilla Camp und BL´ART Festival Banja Luka 2014



“Franz Ferdinands Princip – Synthese zweier Feindbilder”  in Banja Luka 2014

Das Art Guerilla Camp und das BL´ART Festival in Banja Luka (BiH) untersucht als Feldstudie zum Gedenkjahr 1914/2014 wissenschaftliche und künstlerische Synthesen zweier Feindbilder.

Goldgehörnte, weiße Gämse im Fadenkreuz eines schießwütigen Jägers zieren die Nordbosnische Stadt Banja Luka, während apokalyptische Wolkengüsse und Hochwasserwarnungen erneut das Land in Ausnahmezustand versetzen, und so ist es Regen, der die „Rekruten“ des Art Guerilla Camps “Franz Ferdinands Princip – Synthese zweier Feindbilder” empfängt. An die 30 internationalen TeilnehmerInnen haben sich in die nur vier Stunden von Graz entfernte, zweitgrößte Stadt Bosnien und Herzegowinas gewagt, um sich zwei intensive Wochen lang mit den Hintergründen und Auswirkung der Urkatastrophe Erster Weltkrieg auseinander zu setzen, sowie sich interkulturell auszutauschen, grenzüberschreitend zu vernetzen, spartenübergreifend zu forschen und künstlerisch zu schaffen.

Das vom Land Steiermark – Abteilung Kultur, Europa, Außenbeziehungen im Rahmen vom “Gedenkjahr 2014″ unterstützte und geförderte internationale Kunst und Wissenschaftsymposium unter der Leitung des österreichisch-serbischen Künstlers und Kulturwissenschaftlers Igor F. Petković und der in Bosnien lebenden österreichischen Kulturmanagerin Christine Punz lässt die traditionsreichen Beziehungen der Städte Graz und Banja Luka neu aufleben und versammelt Ende August anlässlich des Gedenkjahrs 1914/2014 KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen aus den Ländern Österreich, Bosnien und Herzegowina, sowie Serbien und Kroatien in einem durchaus ungewöhnlichen Ambiente für Kunst, Kultur und Wissenschaft.

In der postapokalyptischen Industrieruine INCEL wird das von der lokalen Pfadfindergruppe “22. April” betreute Art Guerilla Camp errichtet, in dem gemeinsam dem Verhaltenskodex der Scouts entsprechend gelebt und gearbeitet wird. Unter dem Leitspruch „Conspiracy Praxis“ werden künstlerische Positionen erarbeitet, die interdisziplinäre Kontexte der jeweiligen Erinnerungskulturen und deren Auswirkungen bis in ein zeitgenössisches Europa reflektieren, aufzeigen und zu neuen Verständnismöglichkeiten transformieren.

Philosophische, historische und soziologische Impulstexte von WissenschaftlerInnen der Universitäten Graz, Novi Sad und Ost-Sarajevo bilden die Brücke vom Leitmotiv des Symposiums, ergänzt durch das reichhaltige, visuelle und textliche Recherchematerial, welches als Korpus den CampteilnehmerInnen und Interessierten zur Verfügung steht.

Hier vermengen sich mythologische Bilderwelten aus dem Volksglauben um den ZLATOROG mit dem volksrevolutionären Gedankengut von „Mlada Bosna / Junges Bosnien“, waidmännische Sichtweisen eröffnen scheinbar universelle Weisheiten, militärische Ansätze treffen einen LGBT Diskurs, postkoloniale Kritik auf feministische Lösungsvorschläge, radikale künstlerische Positionen auf fundierte wissenschaftliche Analyse.

Unter, für den „westlichen Kulturmarkt“ unglaublichen Rahmenbedingungen, wird vor Ort hochkonzentriert gearbeitet, diskutiert und kreativ improvisiert. Es entstehen unter regem fachlichen Austausch und hitzigen Debatten prozessorientierte Arbeiten unterschiedlichster Medien, von Fotografie bis Bildhauerei, von Medienkunst bis Performance.

Eine aufgelassene Halle im Industriekomplex INCEL wird hierbei künstlerisch okkupiert und dient in ihrer erschreckenden Nachkriegsästhetik als reale Kulisse, geschichtlicher Raum, Arbeits- und Ausstellungsraum für die entstandenen Arbeiten.

In diesem Rahmen bot der Workshop „historije u raspravi / Geschichte in Diskussion“ der engagierten serbischen Künstlerin Vahida Ramujkić einen regen Geschichts- und Wissenschaftsaustausch und kritischen Diskurs zur Geschichtsschreibung. Die Teilnehmer arbeiteten anhand von offiziellen Schulbüchern aus Österreich, Jugoslawien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Kroatien der letzten 100 Jahre die Unterschiede in der Geschichtswahrnehmung und Schreibung heraus und ließen durch künstlerische Prozesse ein eigenes Geschichts-Fanzine zum Attentat von Sarajewo entsteht.

Den Beginn der Präsentationen bildet die Performance „Vi nemate pojma / Ihr habt keine Ahnung“ der jungen Bosnischen Künstlerin Selma Selman, die frei nach Jonathan Meeses Zitat: „The past is as unsecure as the future. Only Art know to deal with the past“ die Unkenntnis über die Geschichte herausschreit. Die Grazer Schriftstellerin Margarita Kinstner gewährt mit ihrem im Art Guerilla Camp aus dem zeltfeuchten Schlafsack heraus gestarteten Blog äußerst spannende Einblick in die Lebensrealitäten und Paranoias der Republika Srpska und beleuchtet subjektiv gegenseitige Vorurteile. Seitdem haben ihre Finger nicht aufgehört über den Balkan zu tippen. Daneben führen geschickte Hände eine Motorsäge durchs Holz. Der junge österreichische Bildhauer Michael Punz bearbeitet symbolbeladene Materialien zu einer surrealen Ereigniskette des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs und warnt mit seiner Skulptur vor dem “Dominoeffekt”. Sehr einprägsam formuliert die serbische Künstlerin Nina Komel das Prinzip von Ursache und Wirkung anhand einer überdimensionalen Menschen/Mausefalle in ihrer Installation „Was ist Princip“. Diese Frage erweitert die polnische Künstlerin Ada Kobusiewicz in ihrem sozialkritisch dokumentaristischen Kurzfilmportrait „Was ist dein Prinzip?“ mit Antworten unterschiedlichster männlicher Interviewpartner zu einer großen Bandbreite an zeitgenössischen Lebensentwürfe. In seiner actiongeladenen Videoarbeit „KRIMINAL=?“ inszeniert der kroatische Künstler Boris Kadin die Grenzen der Freiheit eines potentiellen Attentäters mit besonderen Fähigkeiten. Als subversives Understatement gegen herrschende Kultur- und Kunstpolitik erweist sich der institutsionskritische Art Guerilla Film „Gavrilos Princip“ von Igor F. Petković, in der der Künstler die Tatwaffe Princips entwendet und den Weg eines Attentäters folgt. Beim großformatigen Gemälde des Künstler Josip Mićković aus Mostar fusionieren Farben und Geschichten, Narrative und Ereignismodelle zu dem tiefgründigen Farbenfeuerwerk Međuvezavoller mythologischer und verschwörungstheoretischer Weltvorstellungen, während eine Zigarette die nächste unbemerkt ablöst. Die letzte Zigarette im Leben Gavrilo Princips taucht in den Stencil Arbeiten von Igor Kuruzović auf, die einen spezifischen Umgang mit dem Tod und einer Helden Ikonographie thematisieren. Demgegenüber nimmt Ada Kobusiewicz das patriachal-männlich-phallische Prinzip des Schießens unter die Lupe und läßt mit ihrem Objekt Diogenes Light“einen kritisch-satirischen Priaposkult auferstehen. Homoerotische Bezüge zwischen Porno und Krieg ziehen die Zeichnungen von Josip Mićković, die in geschickter Gegenüberstellung mit vergilbten „klassischen“ Darstellungen weiblicher Pornostars ihr subversives Spektrum in Richtung eines am Balkan höchst brisanten LGBT Diskurses entfalten. Den entstellten Körper im Krieg erforscht und abstrahiert der junge bosnische Grafiker Saša Rakić in seinen Videoanimationen „ratna tela / Kriegskörper“ und gerät dabei in eine paranoide Dynamik von Selbst- und Fremdzensur. Demgegenüber setzt der Grazer Filmemacher Stefan Schmid mit seinem vor Ort gecasteten Team in tragikomischer Slapstick den Wahnsinn des Krieges in Scene und verweist mit seinem Film „Opet i opet / Wieder und wieder“ auf dessen jüngste Allgegenwart. Der lokale Performancekünstler Nikola Kekerović provoziert mit einem Schießstand im öffentlichen Raum eine Auseinandersetzung zu aktuellen weltpolitischen Feindbildern und wird damit selbst zur Zielscheibe lokalpatriotisch motivierter Morddrohungen. Saša Tatić stellt in ihrer performativen Installation „Ovjekovječena identifikacija / Verewigte Identifikation“ die Position des Helden Princip in ein spannungsgeladenes Duell mit der Position des Jägers Franz Ferdinand und Mila Panić hinterfragt (selbst-) kritisch die Praxis von Erinnerungskultur und Gedenkveranstaltungen in ihrer Intervention im öffentlichen Raum „Gavrilo se u grobu okreće. Franc se u grobu okreće. / Gavrilo dreht sich im Grab um. Franz dreht sich im Grab um.“ und erweitert damit den Ausruf Selmans: Wir haben zwar keine Ahnung! Belassen wir es aber auch besser dabei (und lassen wenigstens die Toten in Frieden ruhn)?

Den Höhepunkt und Abschluss des Symposiums bildet das mit den lokalen Partnern Unsa Geto und DKC INCEL veranstaltete viertägige Kunstfestival BL´ART, das einzige unabhängige Kunstfestival der freien Szene in der Republika Srpska. Unter dem Thema „Atentat na kulturu – kultura na atentatu / Attentat auf die Kultur – Kultur aufs Attentat“ werden die erarbeiteten künstlerischen Positionen, Klangexperimente und wissenschaftlichen Ergebnisse in einem dichten Programm von Ausstellung, Podiumsdiskussion, Performances, Konzerte, Filmscreenings und Aufführungen einem breiten Publikum vor Ort präsentiert und nähergebracht.

Zur Ausstellungseröffnung spricht der mittlerweile verstorbene Autor und legendäre Stadtchronist Slavko Podgorelac (Banja Luka) vor einem interessierten Publikum über die historischen wie zeitgenössischen Verbindungen zwischen den Städten Banja Luka und Graz und gibt spannende Begebenheiten über die 2er Bosniaken, Schmuggler, Kuppler und Kriegsveteranen preis. Während These, Antithese und Synthese verkörpert durch drei Frauen gekleidet in Weiß, Schwarz und Rot, sich tänzerisch in ein Duell steigern und als die drei Musen den Abend in rockpsychedelische Klangmythologien der lokalen Band Kartofel Osvjetnik und der Grazer StoaRock Formation Die MognStuamBuam überführen.

Der zweite Tag des Festivals beginnt mit der Präsentation der Invited Papers und der wissenschaftlichen Podiumsdiskussion zum Thema. „Franz Ferdinands Princip“ aufgreifend ist die Kausalkette SCHUSS als männliches Prinzip der JAGD, des ATTENTATS und des KRIEGS eine Bruchlinie, von der aus alternative Kontinuitäten als Synthesen zu einem gemeinsamen Verständnis von Geschichte und Gegenwart gesucht werden.

Der Kulturphilosoph Prof. Dr. Dragan Prole (Kunstakademie Novi Sad)folgert in seinem Essay FRANC FERDINAND I GAVRILO PRINCIP – O dve vrste ravnodušnosti prema smrti / Über zwei Arten der Gleichgültigkeit gegenüber dem Tode“aus dem Jagdinstinkt des Urmenschen, der auf die Frustration über seine eigene Mangelhaftigkeit zurückgeht, die evolutionäre Machtausübung durch Waffengebrauch gegenüber eines stärkeren Gegners und stellt die Frage, welchen Mangel der Erzherzog kompensierte in seiner grenzenlosen, permanenten Jagd, deren Ausmaß das menschliche Verständnis übersteigt. Denn erst dort wo die Beute in tausenden und zigtausenden gemessen wird, werden millionenfache Armeen an Jägern auf Menschenleben möglich. Den Nihilismus des dem Tod gleichgültig gegenüber stehenden rationellen Massenjägers Franz Ferdinand stellt er die epische Heldenvorstellung des, den Tod verneinenden jungen Wilderers Gavrilo Princip gegenüber, in der der Mythos des Sieges des Kleinen über den Großen fortsetzen wird.

Der Slawist und Kulturwissenschaftler Mag. Phil. Igor Friedrich Petković erzählt aus seinem Buch „Das Franz Ferdinand Prinzip – Warum der Erste Weltkrieg wirklich begann“ von dem Erzherzog mit außerordentlicher Passion zur Jagd, von der seltenen weißen Gams, von der mythologischen Sage des Zlatorog und von den fatalen Schüssen vom Blühnbachtal, die den Großen Krieg mythologisch heraufbeschwörten. Ausgehend von der „ans Süchtige grenzenden Leidenschaft“ der Jagd, die zu einer „pathologischen Schießwut“ ausuferte, wird der Thronfolger als „Kind der Verfallserscheinungen seiner Zeit“ porträtiert und stellt pars pro toto die gewaltigen Umwälzungen und Veränderungen des angehenden 20. Jahrhunderts dar. Der Abschusslisten von 274.889 Stück Wild folgend kommt man zu seiner aussagekräftigsten und fatalsten Trophäe, eine weiße Gams im Haus der Natur Salzburg, die FF am 13.08.1913 im Blühnbachtal bei Salzburg, entgegen dem Abreden seiner lokalen Jäger in seiner Schießwut erlegte. Der verbreiteten Legende nach bringt das Schießen einer Albinogams den sicheren Tod binnen Jahrestag. Durch eine motivische Analyse und kulturwissenschaftliche Interpretation der mythologischen Erzählung werden augenscheinliche Parallelen zur obsessiven Jagdlust Erzherzog Franz Ferdinands und den Schüssen vom Blühnbachtal gezogen, die mythologisch die Schüsse von Sarajewo 10 Monate später vorbestimmt haben. So verdichten sich die Parallelen zwischen Sage und Historie zu einer postmodernen Legende – der Fluch der Weißen Gams vom Blühnbachtal brachte Franz Ferdinand den Tod und der Menschheit ihren Ersten Weltkrieg.

Die Soziologin Prof. Dr. Zlatiborka Popov-Momčilović (Universität Ost-Sarajevo) erkennt aus einer kritisch feministischen Position heraus anhand der serbischen Aktivistin und Malerin Nadežda Petrovic und der Thronfolgers Gattin Sophie die Synthese im Leid der Frau.

Der Geschichtsphilosoph Werner Mandlberger (KF Uni Graz) schießt sich in seiner Streitschrift Illudere. Wie kann einer sich bergen vor dem, was nimmer untergeht?“ im Baudrillard´schen Sinne auf das zum Ereignis gewordene „sich aufs Spiel setzten“ von Erzherzog Franz Ferdinand und Gavrilo Princip in Sarajevo ein und verweist auf die Geschichtsschreibung als Macht der Zeichen. Denn die vermeintliche „Wahrheit“ nach Heidegger „ist eine Konvention, die sich einstellt, wenn der Urzustand des permanenten Krieges aller gegen alle, beendet ist.“ Daher sollte in einem rein nur künstlerischen Agon dieser Sprung in das „unerspürbar An-wesende unnahbar-auswegslos Bewegende“ gesprungen werden und immer damit angefangen werden aufzuhören, den Anderen in der erschreckenden Tiefe des Gesprächs zu suchen.

Nach der äußerst hitzigen offenen Diskussion, die eine sehr breite, kritische Front eröffnet, präsentieren bei strömendem Regen das Wiener Tanzkollektiv kunststoff (Waltraud Brauner, Christina Huber, Stefanie Sternig und Peter Plos ) ihre choreographische Recherche Krawalle und Hiebe“, die aus der Beschäftigung mit unterschiedlichen Theorien, Bildern, Dokumentationen und Protestkulturen resultiert und widmen sich damit der Frage nach den Perspektiven des Widerstands in der Protestkultur. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf dem physischen Kontext, in dem sich das protestierende Individuum bewegt. Was macht Protest mit dem Körper, welche Körperlichkeit löst das Widerständische aus? Es entstehen unausweichlich Bilder, die wiedererkennbare Situationen suggerieren und unterschiedliche Assoziationen hervorrufen. Somit reflektieren sie szenisch die jüngste Aprilrevolution in Bosnien und Herzegowina und verdichten sie zu einer reduziert künstlerischen, universalen Choreographie des Protestes.

Den letzten Festivaltag eröffnet der Belgrader Aktivist Tadej Kurepa mit der Buchpräsentation der Neuerscheinung von „MLADA BOSNA – STUDIJA VESELINA MASLEŠE“. Der in Banja Luka geborene Jurist, Marxist, Autor, Revolutionär und Volksheld Masleše schrieb 1940 im Untergrund jenes Buch, das erstmals den sozialpolitischen Kontext Bosniens und Herzegowinas von der österreichischen Okkupation 1878, über die Annexion bis zum Attentat in Sarajevo fundiert wissenschaftlich analysiert und die Dynamiken, Motivationen und Umstände der Gründung der revolutionären Jugend „Mlada Bosna“ sowie deren ideologische und praktische Tendenzen darlegt. Auf Grundlage dieser historischen Zugänge und Erkenntnisse werden in einer offenen Diskussionsrunde die Verbindungen und Parallelitäten in ein zeitgenössischen Bosnien und Herzegowina gezogen und vor geschichtsrevisionistische Tendenzen gewarnt, sowie Ausblicke auf die Utopie einer alternativen sozialpolitischen Realität am Balkan erörtert.

Folgend überführen das kroatische Slam Poesie Kollektiv „Ljubavno-politički Cabaret TNT Kormoran“ (Žarko Jovanovski, Zoran Inđić, Vid Jeraj, Siniša Matasović, Zoran Kelava i Orfej) den Abend in ein kritisch poetisches Sprach- und Klanguniversum voller bittersüßer Politironie, dramatischer Wortkunst und rythmischer Liebesbeschwörungen.

Den feierlich krönenden Abschluss des außergewöhnlichen Festivals liefert der Grazer Violinist und Komponist Boris Mihaljčić mit einer fulminanten, musikalisch-militärisch-künstlerischen Synthese durch Raum und Zeit. Auf Grundlage der Originalnoten österreichischer, bosnischer und serbischer Märsche aus der Zeit um 1914, werden mit der Militärmusikkapelle der Bosnisch-Herzegowinischen Armee vor Ort neue Arrangements erarbeitet und zur Uraufführung gebracht. Das historische bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment 2 in Graz aus dem Ergänzungsbezirkskommando Banja Luka hatte eine ausgezeichnete Regimentsmusikkapelle und eigene Marschkompositionen von Eduard Wagnes, wie z.B. „Die Bosniaken kommen!“, „Helden von Meletta“ und „Gruß aus Bosnien“, die mit dem legendären serbischen „Marš na Drinu / Marsch auf die Drina“ von Stanislav Binički in einen noch nie dagewesenen Gleichschritt treten. Verstärkt durch den österreichischen Jazzpianisten Manfred Punz und den Stonerrock Gitarristen Werner Mandlberger fusionieren die Klangräume über jede Grenzen erhaben zu elegisch energetischen Friedenshymnen einer neuen Ära der künstlerischen Verständigung.

Nach dem nun hochintensiven, spannungsgeladenen und für jeden Beteiligten äußerst erfahrungsreichen, zweiwöchigen Art Guerilla Camp / Symposium kehren die KünstlerInnen, AktivistInnen und WissenschaftlerInnen in ihre jeweiligen Heimaten zurück, nicht ohne dass jedeR einen Teil des gemeinsam geschaffenen Geistes der länderüberschreitenden Verständigung und des gemeinsamen Willens zur aktiven Gestaltung einer zeitgenössischen, europäischen Erinnerungskultur über gegenseitige Feindbilder hinweg mitnimmt. Die gelebte Utopie einer friedlichen Synthese durch Kunst und Wissenschaft scheint auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Zurück bleibt die Hoffnung für das von Naturkatastrophen, sozialen und politischen Unruhen gebeutelte Land, auch jenseits von postkollonialen und turbokapitalistischen Interessen als integrativer Teil des europäischen Kulturkanons wahrgenommen zu werden.

Um den prozessorientierten Vernetzungscharakter auszubauen, sowie die entstandenen Ergebnisse und Werke des Art Guerilla Camps “Franz Ferdinands Princip – Synthese zweier Feindbilder” einem weiteren Publikum zugänglich zu machen, wird die Veranstaltungsreihe mit Workshop, Wanderausstellung, Performances und Konzerten auch in Novi Sad (SRB) und Graz weitergeführt.

Links zu Texten, Bildmaterial und Videos:

prinzip.itsch.org

www.blart.org

 

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